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Inseln
in Gefahr
INITIATIVE :
Inseln in Gefahr
Projekt zur Rettung bedrohter Tropeninseln
Fauna und Flora sind weltweit bedroht wie nie
zuvor. Urwaelder der Tropen stehen vor dem Aus. 50 Tier- und Pflanzenarten
verschwinden täglich von der Erde. Die Mangroven der tropischen Gezeitenzonen
werden Opfer menschlicher Gier und Unvernunft. Die Korallenriffe der Welt
sind schwer geschaedigt. Hunderttausend kleine Atolle und Koralleninseln
im indopazifischen Raum sind kaum ueberlebensfaehig, weil Menschen den
schuetzenden Bewuchs in den letzten zwei Jahrhunderten vernichtet haben.
Diese Inseln und Inselwelten gilt es zu
erhalten. Wo einst dichter Urwald bis hin zu den Ufern Stuerme abprallen
liess, findet man nun öde Landflecken , die oft nur aus Kokosnuss-Plantagen
bestehen. Und die Kopraschiffe haben die Wanderratten auch auf das kleinste
Atoll gebracht, kaum ein Vogelnest blieb übrig. Die Tourismusindustrie
hat mit ihren umweltfeindlichen Klischees dieser Perversion die Krone
aufgesetzt und vermarktet Stahlbetonkloetze zwischen Kokospalmen, denen
man der Sicherheit der Hotelgäste wegen alle Nuesse gekappt hat. Dazwischen
breitet sich Bermudarasen aus, der im Morgengrauen mit der chemischen
Keule besprueht wird, denn schon eine einzige Stechmücke könnte die Klientel
verscheuchen.
Dass es nicht so weitergehen darf, dass
Tourismus und Umweltschutz nicht gegeneinander arbeiten müssen, sondern
in gesunder Symbiose miteinander existieren können, das hat Martin Stummer
mit seiner kleinen Insel NAGARAO auf den Philippinen gezeigt.
Rescuing a Tropical Island
SOS für eine philippinische Insel
Mehr als zwanzig Jahre ehrgeiziger Umweltarbeit
haben der einst öden Insel Nagarao in der philippinischen Visayas-See
ihren prächtigen Baumbestand zurückgegeben. Auch der Ufersaum von Mangroven
gedeiht zusehends. Zahlreiche Tierarten - mehrheitlich Vögel und Insekten
- haben sich auf Nagarao niedergelassen. Sogar der bedrohte philippinische
Hirsch hat hier eine Heimat gefunden.
Beispielhaft hat eine private Initiative
auf Nagarao ein Reservat für Fauna, Flora über und unter Wasser hervorgebracht.
Dieses Inselchen mutet dank der großen Artenvielfalt wie ein Garten Eden,
eine Arche Noah en miniature an. Als Schauplatz eines wissenschaftlichen
Projekts verdeutlicht sie aber vor allem, dass auch ein einzelner Mensch
konsequent und ausdauernd ein umweltpolitisches Wunderwerk zustande bringen
kann.
Wer steckt hinter dieser aufregenden und
ermutigenden Inselgeschichte?
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Martin Stummer war
erst 18 Jahre alt und noch im Gymnasium, als er mit einem Freund
in den Schulferien mit einfachster Ausruestung 1958 einen Gipfel
im Karakorum stuermte.
Eine Reise in den Suedsudan,
Uganda (Ruwenzori-Gebirge), Ruanda, Burundi folgte ein Jahr spaeter.
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Aufregend begann auch das Leben des Münchners Martin Stummer zu werden,
als er in den späten Sechzigern, im Auftrag Zoologischer Gärten, als erster
und einziger Tierfänger den äußerst seltenen, vom Aussterben bedrohten
Bergtapir in Südamerikas Urwald aufspüren konnte und sich damit einen
Namen auch in der zoologischen Szene machte.
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Berg- oder Andentapir in der Bergwildnis von
Ecuador, aufgespuert in einer Hoehe von fast viertausend Metern
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Es
waren spannende, nicht ungefährliche Jahre, in denen er häufig bei kaum
erforschten Urwaldvölkern lebte. Neben deren fremden Bräuchen beeindruckten
ihn besonders die magischen Kräfte der Bäume. Schließlich gab er das Sammeln
von Tieren auf und zog sich auf das philippinische Eiland Nagarao zurück,
wo er sein eigenes, märchenhaft anmutendes Naturparadies schuf.
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Pudu Mephistophiles, der kleinste Hirsch der
Erde, Ostanden Ecuador
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Martin mit Boa Constrictor
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Der Anden-Kondor ist der groesste flugfaehige
Vogel der Welt
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Harpie, ein gewaltiger Affenadler. Er lebt
in den Urwaeldern von Ecuador
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Shuar-Haeuptling Naranjo und Martin mit echtem
menschlichen Schrumpfkopf
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Martin in einem Sepik-Dorf in Papua-Neuguinea
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Martin mit Insulanerinnen auf der "Insel
der freien Liebe" (Trobriand)
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Seine Umweltarbeit ist längst noch nicht erledigt, gibt Martin zu bedenken.
Finanzielle Engpässe bremsen die zügige Umsetzung von Wind- und Solarenergie
auf Nagarao. Geduld erfordert das langsame Wachstum der kostbaren Urwaldbäume.
Auch mangelt es am natürlichen Gleichgewicht im Zusammenleben einiger
Pflanzen- und Tierarten. Doch er bemüht sich weiter, soviel wie möglich
zu verbessern, stets das Ziel im Auge: eine gesunde Umwelt. Und das verlangt
Opfer, zu denen nur wenige Menschen bereit sind.
Auf den Philippinen gibt es glücklicherweise
noch zahlreiche "hot spots", was Artenvielfalt betrifft. Das Inselchen
Nagarao ist auf jeden Fall so ein Ort, wo Naturliebhaber sich rundum wohl
fühlen können.
Wie die vielen Arten von Vögeln, Fischen,
Weich- und Krustentieren, denen der Mangrovenwald an den Inselküsten ein
schützendes Heim bietet. Ohne Übertreibung lässt sich feststellen, dass
dank der von Martin Stummer angepflanzten Regenwaldbäume das 10 Hektar
winzige Nagarao, wirklich nur ein Klecks auf der Landkarte, nun aktiv
teilnimmt an der Stabilisierung des gefährdeten Weltklimas, am Kampf gegen
die globale Erwärmung und am Erhalt von medizinisch und genetisch wichtigen
Pflanzenarten.
Nicht zuletzt zeigt das Projekt Nagarao,
dass entschlossener Umwelteinsatz belohnt wird: Durch Harmonie und Schönheit
in der Natur, die man sich kaum noch erträumen mag.
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Helen und Martin pflanzen Mangroven im Schelf
von Nagarao
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Im Laufe der Zeit wurden vom Stummer-Team
gut
10 000 Baeume gepflanzt
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Die Provinzen Iloilo und Guimaras sowie die vorgelagerten Inseln wie Nagarao
sind noch keine Ziele des Massentourismus. Daher sollte sich der Besucher
nicht wundern, wenn er auf dem Inlandflug von Manila oder Cebu nach Iloilo
City als einziger ausländischer Tourist an Bord ist. Auch während der
Weiterreise über die Insel Guimaras nach Nagarao wird er sich womöglich
nur mit den liebenswürdigen Einheimischen unterhalten oder den Stimmen
der Natur, Wellenrauschen und Vogelgezwitscher lauschen können.
Manch einer der Gäste auf Nagarao sprach
von einer Zauberinsel, die diejenigen mit Weisheit inspiriert, die in
höhere Dimensionen entdecken wollen.
Willkommen auf der Insel!
AKTIONSPLAN: RETTET
DIE INSELN
Liebe Freunde tropischer Inseln:
Die Freude an tropischen Inselidyllen mit
malerischen Buchten und paradiesischem Flair wird nicht mehr lange waehren.
Die Naturzerstoerung greift um sich. Plantagen und Bettenburgen machen
sich zunehmend in der umgebenden Landschaft breit. Unverbrauchte Inseln
mit urspruenglichem intakten Bewuchs sind in beaengstigender Weise zur
Mangelware geworden.
Ich will das aendern. Darum bitte ich um
Mithilfe bei der Erstellung und Durchsetzung eines Aktionsplans. Nachfolgend
finden Sie meine Vorschlaege zur oekologischen Umkehr bei der Bewirtschaftung
kleiner Tropeninseln. Im Einzelnen sind das zehn Forderungen:
Abholzung aller Kokosplantagen und anderer
Monokulturen auf kleinen Inseln. Kokospalmen sollen nur dort wachsen,
wo sie von Natur aus ansaessig sind - am Ufersaum sandiger Buchten. Im
Inselinneren sind sie fehl am Platz.
Wiederaufforstung mit typischen Baeumen,
die einst den urspruenglichen Inselurwald bildeten.
Wiederaufforstung der Mangrovenwaelder
der Gezeitenzone und des natuerlichen Pflanzensaumes der die Inselufer
vor Stuermen schuetzt.
Errichtung von Baumschulen und wissenschaftlichen
Versuchsfarmen, die das fuer die Wiederaufforstung notwendige Pflanzenmaterial
bereitstellen.
Schutz der Saumriffe, die ihrerseits die
Gewalt von Stuermen und Flutwellen auf den Inseln mindern koennen. Die
Korallen, diese "Waelder der Meere" wachsen selbst nach einer Zerstoerung
langsam nach, vorausgsetzt, dass das Meerwasser nicht verschmutzt wird,
dass weder Bootskiele noch Anker oder Dynamit- und Zyanidfischer diese
Wachstumszone erneut beschaedigen.
Wiederansiedlung der urspruenglichen Fauna.
Dazu ist wissenschaftliche Vorarbeit notwendig. Die von Kopra(Kokos)-Schiffen
eingeschleppten Wanderratten muessen ausgemerzt werden.
Abriss aller Hotelanlagen und anderer Baustrukturen
die die aesthetische Schoenheit dieser Juwelen im Ozean stoeren.
Erstellung allgemein gueltiger Normen und
Bauvorschriften. Regulierung der zukuenftigen Bebauung und Besiedelung
der Inseln um Ueberbevoelkerung und Verbauung zu verhindern.
Vernetzung des Projekts "Inseln in Gefahr"
mit bereits existierenden, verwandten Umweltprojekten.
Breite Oeffentlichkeitsarbeit um eine Bewusstseinsbildung
bei Inselbewohnern wie Besuchern zu foerdern. Fuer die Rettung der Natur
vor der menschlichen Zerstoerungswut sind endlos viele Mitstreiter erforderlich.
Kleine Tropeninseln mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna im Inselinneren
und dem vielfaeltigen Leben im Meer das sie umgibt, sind als Bestandteil
der Natur "critically endangered", im hoechsten Mass gefaehrdet.
Ich hoffe mit diesem Aktionsprogramm die
notwendigen Umkehrmassnahmen in Gang setzen zu koennen. Dazu brauche ich
auch Ihre Ideen, Vorschlaege und aktive Mithilfe. Nur gemeinsam werden
wir die Kraft aufbringen und konstruktiv zur Erhaltung unserer Mutter
Erde beitragen.
Ihr
Martin Stummer
(Nagarao
Insel/Philippinen)
From: "Erich Steinmuss" <erichs@tep.e-technik.tu-muenchen.de>
To: Martin Stummer <info@nagarao.com>
Sent: Fri, 25 Jan 2002 04:03 PM
Subject: Re: NAGARAO NEWS References:
Lieber Martin, 25.1.02
danke für Dein mail.
Bravo kann ich dazu nur sagen und danke für Deine Mühe und Dein Engagement
um unsere Umwelt zu erhalten. So kenne und so schätze ich Dich. Mach weiter
so. Was ich dazu tun kann, will ich gerne tun, weitergeben an Leute, die
so denken wie Du und ich. Es wird sicher nicht leicht sein, schnelle Erfolge
und Umdenken zu sehen, aber, wir haben ja Kinder und Enkel , hoffentlich
werden sie mal wieder das vorfinden, was wir, wegen unserem Alter, noch
kennen. Eine lebenswerte Umwelt, eine Natur, mit der wir leben können
und keine, die nur benutzt und ausgebeutet wird.
In diesem Sinne viel Erfolg und herzliche Grüße
Erich
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